Irgendwann noch vor 2007: ein Amazon-Team trifft sich an einem geheimen Ort und testet ein streng geheimes, neues Gerät.
„Als wir endlich einen funktionierenden Prototyp gebaut hatten, fuhren wir alle mit Jeff Bezos für ein Wochenende in ein Ferienhaus“, erklärt Steve Kessel, Senior Vice President von Amazon, der zu dieser Zeit das ursprüngliche Kindle-Team leitete. „Wir entschieden, uns alle für eine Stunde zum Lesen zurückzuziehen, um dann wieder zusammenzukommen und darüber zu reden, wie sich das Gerät anfühlt.“
„Es gibt bei Amazon ein Sprichwort, dass man Optimist sein muss, um Unternehmer zu sein."
Auf Basis dieser ersten Wochenendtests wurde schließlich das äußere Design des Kindle endgültig festgelegt. Später im selben Jahr, im November, kündigte Bezos den E-Reader bei einer Medienveranstaltung in New York City an. Der E-Reader hat die Art und Weise, wie Bücher gelesen und veröffentlicht werden, nachhaltig verändert, aber in den Jahren vor dem Start wussten die Entwickler nicht, ob sich all ihre Arbeit auszahlen würde.
„Bei Amazon gibt es ein Sprichwort, man müsse Optimist sein, um Unternehmer zu sein“, sagt Kessel. „Wir waren ein klassisches Startup, und damit gehen alle Höhen und Tiefen des Startup-Lebens einher.“
Der erste Produktmanager des Kindle-Projekts, Charlie Tritschler, erinnert sich an ein unkonventionelles Kernteam der ersten Stunde. „Acht von uns saßen in einer alten Anwaltskanzlei, die in der Rechtsbibliothek untergebracht war“, sagt er. "Mein erster Tag war wie bei einem Startup. Als ich fragte „Habt ihr einen Computer für mich?“ hieß es, „Ja, ich glaube, da liegt einer im Schrank.“
Laut Kessel war das Team entschlossen, auf einem Konzept vom Kindle als Einzweckgerät zu beharren - ein Gerät, in dem man sich in einem Buch verlieren könnte, anstatt eine Mehrzweck-Hardware, die viele Ablenkungen bereithält.
Man sei darauf fokussiert gewesen, das Gerät so nutzerfreundlich wie möglich zu machen, zum Beispiel indem man auf neue Bücher zugreifen konnte, ohne den Kindle per Kabel mit einem Computer zum Download zu verbinden. Dieser Wunsch, der schließlich zu einer integrierten mobilen Datenverbindung und weiter zur Synchronisierung der Bücher über Kindle-Geräte und Apps führte, war keine leichte Aufgabe. „Wir haben uns das Ziel gesetzt, dass Bücher in weniger als 60 Sekunden heruntergeladen werden müssen. Aber ganz so hat es anfänglich nicht funktioniert“, so Kessel.
Das Team musste erst einmal Geduld lernen.
„Ursprünglich hatte ich Jeff (Bezos) gesagt, dass wir etwa 18 Monate brauchen würden, um den Kindle zu bauen, und dass wir dazu nur ein Dutzend Leuten brauchten. Letztendlich brauchten wir dann dreieinhalb Jahre und viel mehr als nur ein Dutzend Leute.“