Digitale Fähigkeiten werden immer wichtiger. Schon heute dienen sie Unternehmen als Hebel für Innovationskraft, steigende Umsätze, zufriedene Mitarbeiter:innen und gute Gehälter. Laut einer Studie von Gallup, die im Auftrag von AWS durchgeführt wurde, sind Unternehmen, die ihr Geschäft teilweise oder größtenteils in der Cloud betreiben, mehr als doppelt so innovativ wie Firmen, die die Cloud nicht nutzen (59 Prozent zu 23 Prozent). Zudem verzeichnen sie fast viermal so häufig ein stetiges Umsatzwachstum (46 Prozent zu 12 Prozent). Deutsche Beschäftigte mit ausgeprägten digitalen Kompetenzen verdienen der Studie zufolge durchschnittlich rund 34.300 US-Dollar im Jahr mehr, als Arbeitnehmer:innen ohne solche Kenntnisse in einer vergleichbaren Position. Fortgeschrittene Kompetenzen im digitalen Bereich erhöhen zudem die Produktivität der Beschäftigten. Dadurch steigt das Bruttoinlandsprodukt (BIP) in Deutschland um schätzungsweise 260 Milliarden US-Dollar pro Jahr. Global liegt der jährliche Zuwachs bei 6,3 Billionen US-Dollar. Allerdings haben fast 70 Prozent der deutschen Unternehmen Probleme, digitale Fachkräfte zu finden. 44 Prozent führen dies auf einen Mangel an qualifizierten Bewerber:innen zurück.
AWS hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2025 rund 29 Millionen Menschen weltweit kostenfreie Cloud-Computing-Schulungen anzubieten, um den Zugang zu digitalen Fähigkeiten zu erleichtern, die heute so dringend am Arbeitsmarkt gebraucht werden. Seit 2020 hat das Unternehmen bereits mehr als 13 Millionen Personen ein solches Training ermöglicht.
AWS re/Start: Vollzeit-Training in Cloud-Kompetenz
Zu den Schulungen gehören Programme wie IT Skills 4U und AWS re/Start. Bei IT Skills 4U handelt es sich um eine globale Initiative, die Menschen aus der Ukraine – unabhängig von ihrer Technologieerfahrung – kostenfreie Schulungen, Gutscheine für AWS-Zertifizierungen und eine Karriereberatung anbietet. Das soll ihnen helfen, leichter eine Anstellung, beispielsweise in Deutschland, zu finden. AWS re/Start ist ein Vollzeit-Trainingsprogramm zur Kompetenzentwicklung, das keine technischen Vorkenntnisse erfordert. Durch Szenario-basiertes Lernen, praktische Übungen und Trainingskurse werden den Teilnehmer:innen technische Kompetenzen und Softskills vermittelt, die sie für eine Einstiegsposition im Cloud-Computing-Umfeld benötigen. Zudem erhalten sie Coachings, in denen sie lernen, ihren Lebenslauf zu schreiben und sich auf ein Vorstellungsgespräch vorzubereiten. AWS re/Start wird in Deutschland seit 2021 und in der Schweiz und in Österreich seit 2022 angeboten.
In Deutschland arbeitet AWS unter anderem mit der Codingschule Düsseldorf zusammen. Die 2016 gegründete Initiative will mit ihren Kursen einen Beitrag zu mehr Bildungsgerechtigkeit und Diversität in der Technologiebranche leisten. Mittlerweile gehört die gemeinnützige Organisation zu den etablierten Anbietern in Deutschland. Sie verfügt über ein umfangreiches Technologie-orientiertes Bildungsprogramm, das Menschen aller Altersgruppen und unabhängig von ihrer sozioökonomischen Herkunft Zugang zu Kenntnissen bietet, die in der digitalisierten Welt gefragt sind.
Olena: „Wenn du eine großartige Mitarbeiterin werden willst, musst du dich kontinuierlich weiterentwickeln.“
Zu den Teilnehmer:innen des AWS re/Start-Programms zählt Olena, 50 Jahre alt. Die Ukrainerin kam im März wegen des Krieges und der Krebserkrankung ihres Vaters nach Deutschland; ihre Tochter studiert hier. Der Start in der neuen Heimat gestaltete sich für Olena jedoch schwierig – sie wusste nicht, wie sie am besten den Einstieg in ein neues Leben in Deutschland finden kann. Dann machte ihre Tochter sie auf das AWS re/Start Programm bei der Codingschule aufmerksam. Nach einem Aufnahmetest und anschließendem Bewerbungsgespräch erhielt sie eine Zusage – und fand dadurch Halt: „Die Schulung legt den Grundstein für eine Erwerbstätigkeit in Deutschland und eröffnet mir damit neue Perspektiven.“
In der Ukraine hatte Olena als Projekt-Managerin in einer Bank gearbeitet und war dabei mit On-Premises-Technologien in Berührung gekommen. Mit der Cloud konnte sie bislang noch keine Erfahrungen sammeln. Umso mehr freut sie sich jetzt darauf: „Ich finde Cloud-Computing total spannend – für mich ist das die Zukunft der IT. Die Cloud ist kein Nice-to-have mehr, sondern ein ‚Muss‘. Deshalb wollte ich unbedingt an dem Programm teilnehmen.“ In der Schulung ist Olena mit einer Vielzahl unterschiedlicher Informationen konfrontiert – das war anfangs eine Herausforderung. „AWS hat so viele Cloud-Dienste im Angebot – ich wusste gar nicht, wie ich mir das alles merken soll. Aber dank der umfassenden Unterstützung durch die Trainer:innen und die anderen Kursteilnehmer:innen hat es geklappt.“
Olena schätzt an dem Programm, dass es sich nicht nur auf technische Aspekte beschränkt, sondern auch die geschäftliche Seite technologischer Veränderungen beleuchtet und Einblicke in die Kommunikation mit Kunden, Kolleg:innen und potenziellen Arbeitgebern gibt. „Neben der Technik werden auch Soft-Skills vermittelt. Das ist sehr wichtig – vor allem, wenn man sich in einer neuen Kultur einfinden muss“, so die Ukrainerin. „Die Unterstützung von Seiten der Codingschule, AWS und Deloitte sind einfach fantastisch! Unsere Trainer:innen schaffen eine Atmosphäre des Vertrauens, in der das Lernen Spaß macht.“
Neben der Codingschule besucht Olena einen Deutschkurs. Zusammen mit dem Training ist sie damit rund acht Stunden beschäftigt. Aber dieser Aufwand lohnt sich, sagt die ehemalige Projekt-Managerin: „Wenn du eine großartige Mitarbeiterin werden willst, musst du dich kontinuierlich weiterentwickeln“.
Die Codingschule dient dabei nicht nur der Weiterbildung, hier entstehen auch viele Kontakte und Freundschaften. Da die Teilnehmer:innen alle in der Metropolregion Rheinland leben, treffen sie sich regelmäßig. „Es ist schön, Menschen um sich zu haben, die aus dem gleichen kulturellen Umfeld kommen und ähnliche Erfahrungen wie ich gemacht haben. Wir unterstützen uns gegenseitig dabei, den Neuanfang in der Fremde zu schaffen,“ so Olena. Die Ukrainerin möchte in Deutschland bleiben, um in der Nähe ihrer Tochter zu sein. Ihre Prüfung bei der Codingschule hat Olena bereits erfolgreich bestanden und sie führt erste Bewerbungsgespräche. Olena freut sich darauf, ihre technische Expertise und Motivation bald bei einem neuen Arbeitgeber einbringen zu können und damit dabei zu helfen, die Fachkräftelücke ein wenig zu schließen.
Ievgenii: „Wenn du dich weiterentwickeln willst, kannst du überall lernen.“
Auch Ievgenii, 32 Jahre alt, stammt aus der Ukraine und kam im März mit seiner Frau und seinem sechsjährigen Sohn wegen des Krieges nach Deutschland. Der studierte Betriebswirt hat sich schon immer für neue Technologien begeistert. In der Ukraine leitete er eine kleine Firma, die Beratung im Umgang mit sozialen Netzwerken sowie Werbetechnologien für Unternehmen anbietet. „Ich glaube, dass Cloud-Computing von zentraler Bedeutung ist, um die Automatisierung und das Wachstum eines Unternehmens voranzutreiben,“ sagt Ievgenii.
Auf das AWS re/Start-Programm der Codingschule wurde der Ukrainer durch einen Telegram-Post aufmerksam. „Für mich ist das eine Chance, etwas Neues zu lernen und in Deutschland eine Karriere im Technologiebereich zu starten,“ so Ievgenii. Auch ihn stellte das Programm anfangs vor Herausforderungen: „Obwohl ich mich schon viel mit verschiedenen Technologien beschäftigt habe, fiel es mir erst einmal schwer, neue Programmiersprachen wie Python zu lernen. Die größte Hürde war der Umgang mit Linux,“ berichtet er. „Dank der Unterstützung durch die Trainer:innen und die vielen praktischen Schulungen kam ich jedoch nach kurzer Zeit zurecht.“
Ievgenii schätzt vor allem die Vielseitigkeit von AWS re/Start. „Wir lernen nicht nur verschiedene Programmiersprachen und Technologien – es geht auch um Themen wie IT-Sicherheit sowie um Softskills. Und die praxisnahen Vorträge und Übungen von Deloitte helfen uns dabei, fundiertes Wissen im Cloud-Bereich aufzubauen.“
Mit seinem täglichen Deutschkurs und dem AWS re/Start-Programm ist Ievgenii sechs bis acht Stunden am Tag beschäftigt. Trotzdem schafft er es noch, Zeit für seine Familie aufzubringen. „Wenn du dich weiterentwickeln willst, kannst du überall lernen. Ich nutze dafür zum Beispiel Busfahrten oder Wartezeiten bei Behördengängen. Für mich ist es kein Problem, diese Zeit zu investieren, weil mich die Themen wirklich interessieren. Und mich begeistert an dieser Schulung besonders, dass sich alle gegenseitig helfen. Die Trainer:innen und Lehrer:innen unterstützen uns mit vollem Einsatz beim Aufbau neuer Kenntnisse. Außerdem profitieren wir von den unterschiedlichen Erfahrungen, die die Kursteilnehmer:innen mitbringen. Dabei wird immer wieder deutlich, dass es keine dummen Fragen gibt. Auch nach dem Kurs steht uns die Codingschule zur Seite. Die Mitarbeiter:innen helfen uns, die deutsche Kultur zu verstehen und unterstützen uns bei der Job-Suche. Das ist einfach großartig!“
Das Highlight von AWS re/Start war für Ievgenii eine Einladung in die Smart Factory von Deloitte. Am 29. August besuchten die Teilnehmer:innen des Programms den Trainingspartner der Codingschule und besichtigten eine intelligente Fabrik. Anhand des Modells einer smarten Produktionsstraße werden hier der Einsatz von Sensoren und die Automatisierung der Produktion demonstriert. Zu sehen ist unter anderem, wie ein kleiner Lego-Bagger vollständig autonom zusammengebaut wird. Nach einer Führung erklärte ein Deloitte-Berater in einem Vortrag, wie der Kunde auf das Entwicklungskonzept einer Smart Factory Einfluss nehmen kann. Anschließend wurden die Teilnehmer:innen in zwei Gruppen aufgeteilt, um sich jeweils eine App zu überlegen, die mithilfe der Cloud-Dienste von AWS ein nachhaltigeres Leben ermöglicht. Nach den Gruppenpräsentationen wurden die beiden Ideen in der großen Runde diskutiert.
Ievgenii möchte auch künftig mit seiner Familie in Deutschland leben. Er hat gerade seine Prüfung zum AWS Cloud Practitioner bestanden und ist einer von bereits zwei Teilnehmer:innen aus der laufenden AWS re/Start Kohorte, der den Weg in die Arbeitswelt von Deloitte finden konnte. Der künftige Cloud-Spezialist freut sich darauf, seine erlernten Fähigkeiten einzubringen, um in seiner neuen Heimat richtig anzukommen.
Auch Güncem Campagna, Geschäftsführerin bei Tech and Teach, wozu auch die Codingschule gehört, freut sich, dass das Schulungsangebot so gut angenommen wird. „Durch den Krieg in der Ukraine sind viele geflüchtete Menschen nach Düsseldorf gekommen. Und viele von ihnen verfügen über einen technischen Hintergrund oder haben zumindest ein ausgeprägtes Interesse an IT. Diese Menschen wollen wir bei ihrem beruflichen Neuanfang in Deutschland unterstützen. Aber natürlich profitiert davon auch die deutsche Wirtschaft. Denn der Fachkräftemangel ist nach wie vor groß – insbesondere im IT-Bereich.“