Gemeinsam haben AWS und das österreichische, digitale Musiklabel Global Rockstar ein Projekt auf den Weg gebracht, das Musikliebhaber über eine Blockchain-Anwendung an den Einnahmen ihrer Lieblingskünstler beteiligt. Im Interview sprechen Global Rockstar CEO Christof Straub und AWS Head of Technology Germany Michael Hanisch über die Ursprünge, die Technologie dahinter und aktuelle Zahlen.

Toll, dass Ihr euch heute für uns Zeit nehmt: Gemeinsam verändert Ihr gerade das Musik-Business – wie kam es dazu?

Christof Straub: Danke – und richtig. Ich habe mein Label Global Rockstar 2014 gegründet, um jungen Talenten eine digitale Plattform zur Veröffentlichung ihrer Musik zu geben. Vor einiger Zeit kam mir dann die Idee, auch die Fans mit ins Boot zu holen. Du kannst heute in Gemälde, Immobilien, Start-ups oder Uhren investieren. Aber nicht in die Musik deiner Lieblingskünstler. Das wollte ich ändern – mit einer Blockchain-Lösung. Und da kam AWS mit seinem Team ins Spiel.

Schwarz-weiß Porträt-Foto von Christof Straub, CEO von Global Rockstar, er trägt Vollbart, das Haar ist leicht gelockt und grau meliert. Er trägt einen schwarzen Rollkragenpullover und darüber eine schwarze Jacke.

Das klingt innovativ – und gleichzeitig ziemlich kompliziert. Michael, vielleicht erklärst du erstmal ganz kurz, was die Blockchain ist und wie sie funktioniert.

Michael Hanisch: Klar gerne. Eigentlich ist das ganz einfach. Eine Blockchain kann man sich vorstellen wie eine Aneinanderreihung von Informationsblöcken, die chronologisch aufeinander aufbauen und miteinander verbunden sind. Daher der Begriff chain, also Kette.

Gibt es denn ein Praxisbeispiel, anhand dessen man das erklären kann?

Michael Hanisch: Die bekannteste Anwendung sind finanzielle Transaktionen. Ich habe Geld, das ich dir geben will. In der Blockchain ist festgehalten, dass ich der rechtmäßige Besitzer einer bestimmten Menge Geldes bin. Sende ich nun die Information, dass ich das Geld auf dich übertrage, wird dies festgehalten und du wirst als rechtmäßiger Besitzer in der Blockchain eingetragen. Früher war hier die Bank der Vermittler und Prüfer. In der Blockchain sind es heute der Code und die dahinter liegenden kryptographischen Abläufe, die die Richtigkeit der Transaktion verbürgen.

Okay – aber wie lässt sich das auf Musik anwenden?

Christof Straub: Michael hat gerade die bekannteste Anwendung geschildert: Geld. Aber du kannst ja nicht nur Geld besitzen, sondern – wie im Fall der Musik – zum Beispiel auch die Beteiligung an einem Song.

Und diese Rechte bringt Ihr auf die Blockchain?

Christof Straub: Genau das ist die Idee. Global Rockstar ermöglicht Musikfans auf globalrockstar.com „Aktionär:innen“ von Hits mittels Music NFTs zu werden. Im Gegenzug dafür partizipieren sie für 70 Jahre an den Erlösen aus Streams und Radioeinsätzen. Manchmal auch an Sync rights, also wenn der Song für einen Film oder in der Werbung verwendet wird. Die Investitionen werden genutzt, um Musikproduktionen und Ihre Vermarktung zu finanzieren.

Eigentlich ist das ja wie bei einer Aktie, einem Unternehmensanteil, den ich erwerbe und für den ich dann Dividenden kassiere.

Christof Straub: Besser, denn Investoren erhalten ab dem dritten Monat nach der Veröffentlichung des Songs monatlich Ihre Anteile an den Einnahmen auf Ihrem Wallet gutgeschrieben. Wir freuen uns sehr, dass so bereits einige Investoren Ihren Einsatz schon im ersten Jahr versiebenfacht haben. Allerdings wird nicht jeder Song ein Welthit. Keiner kann mit Sicherheit vorhersagen, ob ein Song zu einem Hit wird. Aus diesem Grund empfiehlt Global Rockstar seinen Usern ihre Investitionen auf mehrere Songs oder Künstler zu verteilen.

Welche Künstler:innen und Songs findet man denn bei Global Rockstar?

Christof Straub: Unsere bekanntesten Künstler:innen sind Zoe, die 2016 bei ESC dabei war, sowie Chartstürmer wie Chris Steger, Anna-Sophie und Felicia Lu. Wir haben aber auch Social-Media-Stars wie Sandra Hesch, Athena Skye und Anna Kalchgruber, die eine ganz eigene Investor:innen-Gruppe anziehen. Und: Ganz aktuell werden auch sogenannte Legacy Hits und Collectibles, also Klassiker, interessanter.

In den letzten zwei Jahren haben wir etwa 170 Songs von rund 60 Künstler:innen so finanziert und dann veröffentlicht. Derzeit releasen wir jeden Freitag bis zu fünf neue Songs.

Schwarz-weiß Bild von Sängerin Zoe. Sie hält den Kopf nach vorne geneigt und blickt in die Kamera, Screenshot des NFTs zum Song Loin d'ici, von der Webseite von Global Rockstar.
NFT zum Song Loin d'ici, mit dem Zoe 2016 beim österreichischen ESC angetreten ist.

Da stellt sich natürlich die Frage: Wie sicher ist das Investieren denn?

Michael Hanisch: Als Anteilseigner an den Musikrechten erhältst du als Beleg ein sogenanntes Token – eine digitale Wertmarke, die dich fälschungssicher, rückverfolgbar und unveränderlich als Eigentümer registriert. Dieses Token bewahrst du in deinem Wallet, einem digitalen Portemonnaie auf, an das niemand außer dir rankommt.

Christof Straub: Das macht die Anwendung extrem nutzerfreundlich. Denn die ganzen technischen Prozesse dahinter bekommt man natürlich nicht mit. Mit Launch unserer Music NFTs haben wir besonders darauf Wert gelegt, dass jeder Musikliebhaber Teil nehmen kann. Unsere User erstellen mit 2 Clicks ein Crypto-Wallet und benötigen auch keine Crypto-Währung, um Teil von Hits zu werden. Du kaufst einen Anteil zum Beispiel mit Kreditkarte und speicherst dein Music NFT Token – das war’s schon.

Und was habt Ihr von AWS dazu beigetragen? Nimm uns bitte mal mit durch den Prozess, Michael.

Michael Hanisch: Wir steuern die Blockchain-Teile des Projekts bei, also das komplette Front- und das Backend. Das bedeutet konkret das, was im Hintergrund an Prozessen abläuft und das, was die Nutzerinnen und Nutzer zu sehen bekommen.

Fangt Ihr bei einem solchen Projekt bei null an oder gibt es dafür schon bestimmte Grundlagen?

Michael Hanisch: Die Entwicklung von Blockchain-Anwendungen ist oft teuer, kompliziert und zeitaufwändig. Wir haben dafür den Amazon Managed Blockchain Service (AMB) im Angebot, mit dem sich eine neue Blockchain-Infrastruktur effizient einrichten und betreiben lässt. Hier können wir dann zum Beispiel Komponenten von Drittanbietern einbauen und eigene Tokens entwickeln.

Okay, bleibt nur noch die Frage: Wie bekommt man da jetzt Musikrechte rein?

Michael Hanisch: Mit Amazon Managed Blockchain Service und der Ethereum Blockchain lassen sich NFTs erstellen. Ein NFT ist ein Non-Fungible Token – also eine fälschungssichere und einzigartige Wertmarke, die einen Vermögenswert in die digitale Welt bringt. In unserem Fall die Musikrechte.

Und diesen NFT kann man dann bei Global Rockstar kaufen?

Christof Straub: Exakt. Jeder Music NFT von Global Rockstar verbrieft je 0,1% Anteil an einem Song. Schon ab fünf Euro kann man dabei sein. Wem was gehört, ist in der Blockchain nachvollziehbar festgehalten und kann nicht verloren gehen. Denn dafür ist ein Smart Contract hinterlegt, ein smarter, digitaler Vertrag, in dem alle Rechte, Eigentümer und zum Beispiel auch eventuelle Ausschüttungen festgehalten sind.

Und was sind die nächsten Schritte in eurem Projekt?

Christof Straub: In Kürze werden wir auch Sammlerstücke, sogenannte Collectibles, auf den Markt bringen. Dies werden zum Beispiel unveröffentlichte Demo-Aufnahmen von bekannten Stars sein, die Fans kaufen und auch auf einem NFT-Marktplatz auf globalrockstar.com wieder weiterverkaufen können.
Zudem werden wir Genussrechte an sogenannten Evergreen Songs, wir nennen sie “LEGACY HITs”, sowie an internationalen “SUPERSTARs” auf globalrockstar.com anbieten können.
Der finale Schritt in 2022 wird die Möglichkeit sein, dass nicht nur Collectibles am Marktplatz von Usern gehandelt werden können, sondern auch die Music NFTs inklusive Genussrechten.

Spannend, dann wünschen wir euch beim Revolutionieren des Musik-Business weiterhin viel Erfolg.