Wertschöpfung und Innovation für Österreichs Wirtschaft
Die Ergebnisse der Studie des Wirtschaftsforschungsinstituts EcoAustria zeigen eine dynamische Entwicklung und zunehmend wichtige Rolle des Online-Handels für die österreichische Wirtschaft. Im Jahr 2020 haben österreichische Unternehmen insgesamt 30,2 Milliarden Euro online umgesetzt, fast doppelt so viel wie noch vier Jahr zuvor. Das verdeutlicht, dass E-Commerce ein wichtiger Wachstumsmotor für Österreichs Wirtschaft ist. Insgesamt liegt der Anteil, den E-Commerce zur österreichischen Wirtschaftsleistung beiträgt, laut Analyse bei etwa 6,7 Milliarden Euro.
Das Potenzial ist weiterhin groß, wie ein internationaler Vergleich verdeutlicht. Während österreichische Unternehmen knapp 5 Prozent ihres Gesamtumsatzes mit Online-Handel erwirtschaften, verzeichnen Betriebe in Großbritannien bereits 10 Prozent, in Irland sogar 20 Prozent E-Commerce-Anteil am Umsatz. Dieses noch nicht ausgeschöpfte Potential stellt für österreichische Unternehmen eine bedeutende Chance für die Zukunft dar.
Wachstum und Arbeitsplätze im ländlichen Raum
Für viele österreichische Betriebe ist E-Commerce bereits ein wichtiger Erfolgsfaktor, so wie etwa für den Autozubehörproduzenten Walser aus Hohenems. Das Vorarlberger Familienunternehmen hat 2009 mit dem Verkauf bei Amazon gestartet und ist seitdem konstant gewachsen. Ein Blick auf die Unternehmensgeschichte zeigt die eindrucksvolle Entwicklung von Walser. „Nachdem mein Großvater ein klassischer Fellhändler war, hatte mein Vater vor über 45 Jahren die Idee, Autositzbezüge aus Lammfell zu produzieren. Er hat diese zu Beginn noch per Hand in der Garage genäht – später dann in größerem Ausmaß produzieren lassen.“, erzählt Martin Walser, der in dritter Generation gemeinsam mit seiner Familie im Betrieb arbeitet.
Heute hat Walser rund 50 Mitarbeiter:innen und erzielt einen Jahresumsatz von etwa 35 Millionen Euro. Besonders beeindruckend ist die Entwicklung des Online-Geschäfts, denn das Unternehmen erzielt in diesem Bereich jedes Jahr etwa 40-50 Prozent Wachstum. „Für uns ist der E-Commerce einer der Schlüssel für eine erfolgreiche Transformation. Bei uns ist mittlerweile etwa ein Viertel unserer Belegschaft ausschließlich für den Bereich E-Commerce zuständig. Aber auch unser restliches Team steht mit unseren Online-Aktivitäten in Verbindung, von der Produktentwicklerin bis zum Grafiker.“
In Summe steht der E-Commerce in Österreich für rund 122.000 Beschäftigte, was in etwa 2,7 Prozent der Gesamtbeschäftigung entspricht, Tendenz steigend. Weit mehr als 2.000 österreichische KMUs wie Walser verkaufen ihre Produkte in unseren Stores und haben so bereits über 10.000 Arbeitsplätze in Österreich geschaffen.
Generell bietet der E-Commerce für KMUs in ländlichen Regionen wichtige Entwicklungsmöglichkeiten. Dazu zählt zum Beispiel der einfache Zugang zu neuen Kundengruppen sowie zum Export. Während große Unternehmen häufig auch über eigene Online-Shops verfügen, stellen Online-Marktplätze insbesondere für KMUs einen wichtigen Vertriebs- und Vermarktungskanal dar. Österreichische KMUs haben im Jahr 2020 über 15 Millionen Produkte über den Amazon Marketplace verkauft und damit um 25 Prozent mehr als im Vorjahr. Dabei gehen durchschnittlich rund 85 Prozent ihrer Umsätze auf Exporte zurück. Bei der Firma Walser liegt der Export-Anteil am gesamten Umsatz sogar bei knapp 90 Prozent.
Expert:innen erwarten weiterhin dynamische Entwicklung
Lockdowns und damit verbundene Geschäftsschließungen aufgrund von Covid-19 haben den Trend zu einem hybriden Einkaufsverhalten, also der Nutzung von Online-Shopping neben dem stationären Handel, verstärkt. Die größten Entwicklungspotenziale liegen laut EcoAustria im Ausbau technologischer Innovationen, durch die eine neue Form des Einkaufens entstehen kann. Dahingehend ist auch die voranschreitende Digitalisierung aller Lebensbereiche sowie die Erweiterung digitaler Fähigkeiten innerhalb der Bevölkerung und auf Seiten der Unternehmen ausschlaggebend für die künftige Entwicklung des E-Commerce.
Die Studienergebnisse unterstreichen in Summe, dass E-Commerce für Österreichs Volkswirtschaft bereits eine wichtige Rolle einnimmt und weiterhin große Chancen bietet. EcoAustria-Direktorin und Mitautorin der Studie Monika Köppl-Turyna fasst die Erkenntnisse zusammen: „Zu den wohl wichtigsten Effekten des E-Commerce zählen die Beschleunigung von Innovationen im Handel und damit verbundenen Branchen, die Effizienzsteigerung durch digitale Technologien sowie die Möglichkeit einer niederschwelligen Erweiterung und Exportsteigerung für Klein- und Mittelunternehmen. Im internationalen Vergleich zeigen sich allerdings, wie so oft, noch Wachstumspotenziale, die es zu nutzen gilt”.
Hier ist die gesamte Studie von EcoAustria abrufbar.