Dr. Katrin Gruber ist Director Consumer Insights & Innovation bei Amazon und Mitglied der Digital Female Leader Award Jury 2020. Im Interview erklärt sie, was hinter ihrer Jobbezeichnung steckt, wie sie arbeitet, und warum es wichtig ist, dass Frauen in der Digitalwirtschaft sichtbarer werden. Spoiler: Ihr offizieller Titel hält, was er verspricht.
Katrin, was war dein erster Job bei Amazon?
Mein erster Job bei Amazon war im Kern genau das, was ich noch heute tue: Kundenwünsche erfüllen. Mein Einsatzgebiet, meine Rolle und meine Mittel waren aber zu Beginn ganz andere. Ich war für die Abteilung ‚Haushaltsgeräte‘ zuständig, also dafür, den Amazon Kundeninnen und Kunden hier eine überzeugende Auswahl preislich attraktiver Produkte anzubieten. Da bin ich übrigens bis heute Empfehlungs-Profi: Wenn also jemand Tipps für eine neue Kaffeemaschine, einen Staubsaugerroboter oder einen tollen Smoothie-Mixer braucht: Fragt mich! J
Wie bist du zu Amazon gekommen?
Ganz klassisch-digital über eine Online-Stellenanzeige. Mich hat damals der Mix aus operativer, Team- und Umsatz-Verantwortung sehr gereizt. Diese Mischung begeistert mich auch heute noch. Ich finde es toll, wenn Projekte gemeinsam im Team skalierbar umgesetzt werden.
Und was hält dich bei Amazon, was ist dein Antrieb?
Ich glaube, wir bewegen hier bei Amazon wirklich etwas im Sinne der Kundinnen und Kunden. Es ist der große Innovationsgeist und die Neugier, die einen echten Unterschied machen. Wenn Kundinnen und Kunden Innovationen annehmen und dann vielleicht sogar direktes Feedback geben – das gibt mir viel Motivation. Genauso wie die Teams, mit denen ich täglich zusammenarbeite. Meine Kolleginnen und Kollegen sind smarte, motivierte und interessante Menschen. Meine Erfahrung: Tolle Innovationen werden in tollen Teams umgesetzt.
Dein offizieller Titel ist Director Consumer Insights & Innovation. Wie würdest du deinem Nachbarn erklären, was dabei du genau machst?
Das ist gar nicht hypothetisch, mein Vater hat mich letzte Woche genau das gefragt. Meine Antwort war: Ich arbeite jeden Tag daran, Amazon Kundinnen und Kunden noch zufriedener zu machen. Meine Mission ist es, heute schon die Kundenwünsche von morgen zu erfüllen. Wenn ich einen Ansatz dafür gefunden habe, geht es in die Umsetzung. Und dann ans Testen, Lernen und Adaptieren. Ein Beispiel aus dem Alltag: Ich beschäftige mich damit neue Store Konzepte auszuarbeiten, die noch nicht verfügbar sind.
Wenn du auf einen interessanten Aspekt stößt, was genau machst du dann?
Erst mal tiefer in die Materie eintauchen um zu verstehen, worum es aus Kundensicht wirklich geht. Wir sind bei Amazon sehr faktengetrieben, was ich sehr schätze. Ich glaube, wenn man etwas messbar macht, kann man bessere Ansätze finden es zu verbessern, und es dann auch skalieren. Der erste Schritt ist dabei, von einer reinen Beobachtung zu einem tatsächlichen „Insight“ zu gelangen. Das sind zwei verschiedene Dinge, die man nicht verwechseln sollte. Etwas beobachten heißt erstmal nur Tatsachen festzustellen. Ein Insight geht einen Schritt weiter: Insights sind die Erkenntnisse dahinter, das Verstehen von Zusammenhängen und Gründen, was einen dann auch zu konkreteren Lösungen führt. Danach geht es darum zu bewerten, ob diese Insights in einem echten Kundennutzen resultieren. Und wenn die Antwort darauf ‚ja‘ ist geht es über verschiedenste Wege in die Umsetzungsphase.
Wie kalibrierst du dich wieder auf die Bedürfnisse der Kundinnen und Kunden?
Ich setze die Kundenbrille möglichst nie ab. Dabei hilft eine recht simple Gewohnheit, die wir „walk the store“ nennen: Genauso wie man durch einen Laden spaziert, schaue ich mir täglich unser Angebot an, wie es eine Kundin oder ein Kunde auch tut. Und wenn ich sehe, dass etwas nicht rund läuft, versuche ich zu verstehen, wie man das noch verbessern könnte. Das ist etwas das Amazon Kolleginnen und Kollegen oft tun: Wir sagen Bescheid, wenn wir etwas sehen, das nicht richtig funktioniert. Im eigenen Laden würde man ja auch einen Pulli aufheben, der vom Bügel gefallen ist. Vor allem bin ich aber in sehr engem Austausch mit unserem Kundenservice, von dem ich übrigens sehr viel halte. Die Kolleginnen und Kollegen haben immer ein sehr genaues Bild, was man noch optimieren könnte. Mit Blick auf unser Auslandsgeschäft bereichern mich auch internationale Kundenperspektiven immer sehr. Und ich halte meine Ohren und Augen immer offen für Feedback aus allen Kanälen, sei es beruflich oder auch privat.
Was ist für dich die wichtigste Erfindung der Menschengeschichte?
Sprache und das geschriebene Wort, denn darauf basiert die gesamte Wissensvermittlung der Menschheit.
Amazon sponsert dieses Jahr zum vierten Mal den Digital Female Leader Award, dieses Mal in der Kategorie Innovation. Was möchtest du Frauen sagen, die darüber nachdenken, sich dort zu bewerben?
Ich begegne so vielen Frauen, die – übrigens ebenso wie ich selbst – eigentlich kein gesteigertes Interesse daran haben, im Rampenlicht zu stehen, sondern einfach etwas bewegen wollen und das auch tun! Ich kann das nachvollziehen, aber liebe Mitstreiterinnen, so kommen wir leider nicht weiter auf dem Weg zur Chancengerechtigkeit. Ich möchte genau diese Frauen ermutigen, sich trotzdem zu bewerben. Darum mein Aufruf an euch: Bitte werdet sichtbarer und teilt eure tollen Ideen und starken Projekte mit uns! Motiviert damit andere Frauen, das Gleiche zu tun. Ich freue mich schon sehr auf die Zeit als Jurorin und auf das Kennenlernen vieler spannender Frauen und toller Köpfe.