Simulationssoftware zeigt Infektionsrisiko in öffentlichen Räumen

Mit den europaweiten Lockerungen sind öffentliche Plätze und Räume nach zwei Jahren Corona-Pandemie nun wieder belebter. ESS (Engineering Software Steyr) nutzt AWS, um sein einzigartiges Projekt Dynairx zu entwickeln und damit das Ansteckungsrisiko mit Covid-19 im öffentlichen Raum niedrig zu halten. Martin Schifko (ESS) und Jochen Walter (AWS), erzählen wie es dazu kam und wie Dynairix funktioniert.

Jochen Walter: Beim Kampf gegen Covid-19 sind Regierungen und Organisationen teilweise sehr unterschiedlich vorgegangen, da ihnen schlichtweg eine fundierte Entscheidungsgrundlage gefehlt hat. Diese Lücke wollten wir schließen und freuen uns sehr, gemeinsam mit ESS ein derart innovatives Projekt umgesetzt zu haben, das nicht nur unseren Alltag erleichtern, sondern insgesamt unser Zusammenleben positiv beeinflussen kann. Dynairix fördert die Demokratisierung von Simulations-Technologie!

Martin Schifko: Ich verstehe, dass die Regierungen nach zwei Jahren Pandemie die Maßnahmen nun schrittweise aufheben möchten. Dennoch ist damit das Ansteckungsrisiko mit Covid-19 nicht geringer, das zeigen unsere Simulationen anhand der Aerosol-Konzentrationen in öffentlichen Räumen. Menschen halten sich zu 90 Prozent in Innenräumen auf, daher haben wir versucht, mit einem Tool die gesundheitlichen Gefahren dort sichtbar zu machen.

Wie funktioniert Dynairix genau?

Martin Schifko: Mit Dynairix haben wir eine Simulationssoftware geschaffen, die in der Lage ist, die Verbreitung von Aerosolen in Form von Live-Simulationen zu visualisieren und das Ansteckungsrisiko mit Covid-19 visuell darzustellen. Mit der über Webbrowser zugänglichen Software können Anwender virtuelle Räume auswählen, Personen hinzufügen, und weitere Einflussfaktoren, wie etwa Lüftungsanlagen, einbringen, um die Verbreitung der Aerosole in der Luft zu simulieren. Diese Software hilft nun, wenn mehr Menschen in öffentlichen Räumen anzutreffen sind, die Übertragungsrisiken von Covid-19 über die Raumluft einzudämmen.

Und welche Rolle spielt AWS dabei?

Jochen Walter: Wir stellen die Server für High Performance Computing, Container, Datenbanken und Speicher bereit und ermöglichen so, dass Dynairix mit hoher Geschwindigkeit genützt werden kann. Außerdem bieten wir unterstützende Technologien über die AWS Cloud an, um die Nutzung so effizient wie möglich zu machen. Für Kunden von Dynairix bedeutet das: schnellere Abläufe und mehr Effizienz.

Wie genau wird Dynairix in öffentlichen Räumen eingesetzt?

Martin Schifko: Auf Grundlage der Simulation, die die Verbreitung der Viren im Raum demonstriert, können geeignete Gegenmaßnahmen getroffen werden. Beispielsweise können Lehrer Sitzpläne in Klassenzimmern anhand dieser Informationen ausrichten oder in Büroräumen Tische so angeordnet werden, dass die Ansteckungsgefahr minimiert wird. Die HTL Steyr in Oberösterreich nutzt die Lösung bereits, um ihre Schulklassen sicherer zu machen. Und ganz wichtig: Wir stellen Dynairix Non-Profit Organisationen und Regierungsorganisationen kostenlos zur Verfügung.

Jochen Walter: Die Steuerung der Simulation funktioniert unkompliziert, denn sie ist mittels Drag & Drop gestaltet. Durch einfache Eingaben erstellt man ein digitales Abbild des gewünschten Raumes, fügt Personen hinzu und markiert einige davon als „infiziert“. Wird die Simulation nun gestartet, zeigt sich, wie sich die Infektion verbreitet und welche Maßnahmen, etwa ein Luftzug, die Gesamtsituation verbessern.

Welche Pläne gibt es für Dynairix – kann die Software auch bei anderen Herausforderungen eingesetzt werden?

Jochen Walter: Der Algorithmus wird von den Eingaben der Nutzer gespeist und lernt durch den Einsatz von AWS Machine Leaning Services laufend dazu, um die eigene Performance und Genauigkeit stetig zu steigern. Es gibt aber auch bereits Pläne, die darüber hinaus gehen.

Martin Schifko: Wir erweitern das Angebot an Funktionen und neuen Räumen laufend. Zu den neuen Funktionen zählen die Anzeige von Risikofaktoren, die Funktion zum Teilen der Simulation, 3D-Ansicht, Laptop- und Handy-Kompatibilität. Zudem sind beispielsweise Hitze-Transfer-Simulationen und Simulationen zum Luftwiderstand für die baldige Implementierung eingeplant. Die digitalen Services von Dynairix sollen künftig noch mehr können: Unsere Vision ist es, mit Dynairix Lösungen zur Einbremsung des Klimawandels zu bieten z.B. durch die nachhaltige Beheizung von Räumen und das effektive und umweltfreundliche Lüften von Gebäudekomplexen. Die Technologie wird stetig verbessert, sodass viele neue Einsatzmöglichkeiten in greifbare Nähe rücken.