Update: Mit Wirkung zum 20. Februar 2023 werden wir AmazonSmile beenden. Hier erfährst du mehr über die Hintergründe.
Abdul und Svea aus Freiburg gehen gerne gemeinsam auf Konzerte und können miteinander über alles reden, während Abdul gleichzeitig sein Deutsch verbessert. Anne aus Berlin isst regelmäßig mit Moustafa und seiner Familie zu Abend und ist die Ersatzpatentante für seine beiden Kinder geworden. Wenn Susa aus Berlin Soraya nicht gerade dabei hilft, einen Job zu finden, kochen die beiden gerne zusammen.
Diese Freundschaften sind nur drei von mittlerweile über 5.000, die der Berliner Verein „Start with a friend“, kurz SwaF, initiiert hat. Seit 2014 vermittelt SwaF Tandempartnerschaften zwischen „Locals“ und Einwanderern. „Freundschaft ist wichtig, gerade wenn man irgendwo neu und fremd ist“, sagt Franziska Birnbach, studierte Juristin mit Schwerpunkt Migration und Asylrecht. Sie ist Gründerin und Geschäftsführerin des Vereins. „Jeder Mensch, der neu nach Deutschland kommt, soll einen Tandempartner bzw. -partnerin haben“ – mit dieser Vision gründete die 30-Jährige vor fünf Jahren gemeinsam mit einigen Freunden SwaF in Berlin.
Gemeinsam vorankommen – wie bei einem Tandemfahrrad
„Ich hatte damals selbst einen Tandempartner aus Syrien und habe gemerkt, wie bereichernd es ist, in persönlichen Kontakt mit Geflüchteten zu treten“, erzählt Franziska. „Es gibt unzählige Beratungsstellen für Flüchtlinge, aber da geht es meistens mehr um Organisatorisches. Uns ist es wichtig, persönliche Kontakte herzustellen und Freundschaften zu vermitteln.“ Dabei gehe es aber nicht in erster Linie um Hilfe für Flüchtlinge, betont Franziska. „Geflüchtete sollen nicht als Hilfsbedürftige stigmatisiert werden, sondern es geht um ein gemeinsames Vorankommen, wie bei einem Tandemfahrrad, ein gegenseitiges Geben und Nehmen auf Augenhöhe.“
Franziskas Idee traf einen Nerv und in kürzester Zeit fanden sich zahlreiche Interessierte, die den Verein unterstützten. Inzwischen setzen sich zwölf Hauptamtliche, 25 Angestellte auf Minijob-Basis und über 350 Ehrenamtliche in bundesweit über 20 Städten für die Völkerverständigung ein. Kürzlich eröffnete in Wien der erste Standort in Österreich.
Einheimische und Zuwanderer, die Interesse an einer Tandempartnerschaft haben, können sich bei SwaF melden. Die engagierten Vermittlerinnen und Vermittler des Vereins suchen dann je nach persönlichen Interessen und Wünschen einen passenden Tandempartner und vermitteln das erste Treffen. „Was die Tandems zusammen machen, ob sie einfach nur einen Kaffee trinken oder sich zum Beispiel bei der Wohnungssuche unterstützen, das bleibt ihnen überlassen“, erklärt die Gründerin. Die lokalen Standorte veranstalten außerdem regelmäßig Events für die SwaF-Community, wie Sommerfeste, gemeinsame Museumsbesuche oder einfach einen gemütlichen Kneipenabend, um den Austausch zu fördern.
An Unterschieden wachsen
An allen Standorten stehen den Tandems die sogenannten „Fellows“ beiseite. Die SwaF-Mitarbeiter auf Minijob-Basis sind Ansprechpartner bei Fragen und Problemen. Für ihre Tätigkeit erhalten sie eine professionelle Ausbildung von SwaF, bei der sie zum Beispiel Grundlagen des Asylrechts kennenlernen. „Man darf nicht vergessen, dass sehr unterschiedliche Menschen mit sehr unterschiedlichen Geschichten, Werten und vielleicht auch Erwartungen aufeinandertreffen. Hier bedarf es einer professionellen Begleitung und eines sensiblen Erwartungsmanagements“, beschreibt Franziska eine der wichtigsten Aufgaben der SwaF-Mitarbeiter.
Wenn Anne aus Berlin über ihre Tandemfreundschaft mit Moustafa spricht, erkennt man, dass Unterschiede nicht immer ein Hindernis sein müssen: „Jeder bringt Erfahrungen in die Freundschaft ein, die der andere so nicht hat. Und Gemeinsamkeiten können schließlich auch wachsen. Das funktioniert, weil wir darüber reden, wenn wir verschiedener Meinung sind und unsere Freundschaft von Anfang an durch gegenseitigen Respekt geprägt war.“
Neue Tandempartner dringend gesucht!
Rund zwei Drittel der bisher gebildeten SwaF-Tandems stehen auch nach der offiziellen Tandemzeit von sechs Monaten noch in Kontakt. „Aber der Bedarf ist weiterhin riesig, vor allem auf der Seite der Einwanderer“, sagt sie. „Wir suchen an allen Standorten ständig neue ‚Locals‘, die gerne eine Tandemfreundschaft eingehen möchten.“ Neben neuen Mitgliedern werden auch immer finanzielle Mittel benötigt. Seit Ende letzten Jahres nimmt der Verein deshalb auch am AmazonSmile Programm teil. Mit einem Einkauf bei AmazonSmile können Amazon Kunden „Start with a Friend“ unterstützen, denn Amazon gibt 0,5 Prozent des Einkaufspreises an eine ausgewählte teilnehmende soziale Organisation weiter. „Wir benötigen das Geld für unsere Veranstaltungen an den einzelnen Standorten“, erläutert Franziska. „Außerdem wollen wir auch noch an weiteren Standorten Teams aufbauen, damit Geflüchtete überall die Möglichkeit haben, mit einem Freund in ihr neues Leben zu starten.“