Schon zum zweiten Mal ist Dr. Joana Breidenbach, Gründerin des betterplace lab, Jurymitglied von digital.engagiert. Im Interview berichtet sie von der ersten Jurysitzung, den wirklich diversen eingereichten Projektideen und intensiven Diskussionen über die Auswahl der Teilnehmer*innen, die Anfang Mai bekannt gegeben werden.
Wie war die erste Jurysitzung von digital.engagiert 2019 für Sie?
Es war wie immer sehr spannend! Ich finde es unglaublich interessant zu sehen, welche Organisationen, Projekte und Initiativen sich dieses Jahr bei digital.engagiert beworben haben – und wie die Bandbreite an digitalen Innovationen im Bildungswesen in Deutschland zurzeit aussieht. Auf der einen Seite haben sich etablierte Unternehmen und gemeinnützige Organisationen beworben, auf der anderen Seite aber auch ganz junge Initiativen – unter anderem aus dem studentischen Bereich. Diese Vielfalt zu sehen und in der Jury von Menschen mit ganz unterschiedlichen Hintergründen umgeben zu sein, macht mir immer sehr viel Spaß. Durch den Blick der anderen Jurymitglieder und die intensiven Gespräche über jede einzelne Bewerbung lerne ich auch selbst immer wieder Neues dazu.
Woher kamen die Bewerbungen?
Aus den unterschiedlichsten Regionen. Manchmal ist man im Innovationsbereich ja nur umgeben von Berliner Projekten – das ist bei digital.engagiert nicht der Fall. Wir haben in diesem Jahr wirklich eine große Bandbreite an regionalen Projekten. Überraschend war für mich, dass in technologischer Hinsicht kaum ein Projekt eine wirklich bahnbrechende Erneuerung vorschlägt. Ich habe eher das Gefühl, dass viele Organisationen nach einem sinnvollen Einsatz von digitalen Mitteln suchen – und nicht nach der innovativen Technologie an sich, die uns nach vorne bringt. Das muss aber gar nicht negativ sein, da Technologie ja kein Selbstzweck sein sollte.
Auf was hat die Jury bei der Auswahl der Teilnehmer*innen besonders geachtet?
Als erstes schauen wir natürlich, welche Projekte uns inhaltlich überzeugen – und bei welchen Projekten digitale Ansätze wirklich einen Unterschied machen und sinnvoll eingesetzt werden können. Im zweiten Schritt überlegen wir uns, wie plausibel die Ziele der Projekte sind und ob digital.engagiert die richtige Unterstützung für sie ist: Es kann vorkommen, dass ein Projekt eine spannende Idee mit einem tollen Team dahinter anbietet – wir aber trotzdem das Gefühl haben, das Projekt profitiert nicht unbedingt von dem, was wir anbieten. Der Knackpunkt von digital.engagiert ist nicht das Preisgeld, sondern die Kombination aus Knowhow-Transfer von Expert*innen und sehr individuellem Coaching. Schließlich achten wir bei der Auswahl der Teilnehmer*innen auch immer auf Diversität: Idealerweise wünschen wir uns einen bunten Mix aus kleinen und großen Organisationen aus unterschiedlichen Regionen, die sich mit ganz verschiedene Arten von Bildung befassen – von frühkindlicher Bildung bis zur beruflichen Ausbildung.
Gab es innerhalb der Jury viele Diskussionen oder wart Ihr meistens einer Meinung?
Bei vielen Projekten waren wir uns tatsächlich schnell einig. Weil wir in der Jury alle aus so unterschiedlichen Bereichen kommen und dadurch verschiedene Ansichten vertreten, haben wir teilweise aber auch wirklich hart diskutiert. Das war für mich insofern sehr interessant, als ich zum Beispiel überhaupt keine Expertin für frühkindliche Bildung bin – und wenn jemand anderes mir mit seinem Hintergrund erläutern kann, weshalb ein Ansatz gut ist oder nicht, dann finde ich das bereichernd.
Sie sind ja schon zum zweiten Mal Jurymitglied bei digital.engagiert – was hat Sie dazu bewogen, nochmal mitzumachen?
Bei der ersten Runde im letzten Jahr habe ich gesehen, dass einige der Teilnehmer*innen immens von digital.engagiert profitiert haben – sowohl was die Sichtbarkeit ihrer Organisation angeht, als auch was die inhaltliche Entwicklung ihres Projekts betrifft. Deutschland ist in vielen Bereichen immer noch ein digitales Entwicklungsland: Wir sind weder sonderlich mutig, noch überaus experimentierfreudig. Deswegen braucht Deutschland Initiativen wie digital.engagiert – und bei allem, was Mut und Experimentierfreude fördert, mache ich gerne mit!