„Ich wollte immer in der Welt rumkommen, und das habe ich durch Bücher und Zeichnungen getan“, sagt der Künstler Kyler Martz und erinnert sich an die endlosen Bücherreihen in der öffentlichen Bibliothek seiner Heimatstadt, die ihn geprägt haben. In den Büchern von Ed Emberley entdeckte er die Schritt-für-Schritt-Anleitungen zum Zeichnen und brachte sich selbst bei, Drachen, Hunde, Delfine und andere Tiere zu skizzieren. „Ich habe es immer geliebt, Meeresgetier zu zeichnen. Einfach weil das so weit weg von mir war.“
Das Meer war tatsächlich für einen Jungen mit Kindheit in Oklahoma, Kansas und schließlich Idaho weit entfernt. Seine Liebe zu „Meeresgetier“ setzte sich auch dann fort, als er sich als Erwachsener einen Namen als Tätowierer und Künstler machte. Segelschiffe und Meeresbewohner waren dann auch die Stars eines seiner ersten großformatigen Wandbilder, die er für ein Restaurant in Seattle namens The Whale Wins kreierte.
„Vor allem dieses Wandbild wurde dann bekannter, als ich gedacht hatte“, sagt Martz.
Chris Tobey, Senior Manager, Marketing und Creative für Amazon Treasure Truck, entdeckte eines Abends das Wandbild. Er arbeitete gerade mit einem Team zusammen, das eine spezielle Fahrzeugflotte mit lokal inspirierten Designs zusammenstellen sollte, um so die Aufmerksamkeit der Kunden zu erwecken. Diese „Treasure Truck“-Fahrzeuge sollten mit Sonderangeboten von Steaks bis zu Lautsprechern und allem anderen, was das Herz begehrt, die Kunden überraschen.
Das Treasure Truck-Team durchforstete Nostalgie-Designs, frönte in alten handgemalten Schildern und Neonreklamen, um mit den Werbedesigns die Vorfreude auf den herannahenden Zirkus in Kombination mit der spektakulären Werbewirksamkeit alter Vegas-Reklame einzufangen. Dazu war auch die Zusammenarbeit mit einem Illustrator geplant, um für jede Treasure Truck-Stadt ein individuelles Kunstwerk zu schaffen. Im Erschaffer des Wandbilds erkannte das Team sofort einen Künstler mit Talent für charmante Geschichten, die zudem in einer handgefertigten Vintage-Ästhetik daher kam, die dem Truck seine unverwechselbare Circus-meets-Vegas-Persönlichkeit verpasste.
Nach der Kontaktaufnahme erklärte sich Martz sofort bereit, die Herausforderung anzunehmen.
„Wir haben ein Kunstwerk für jeden einzelnen Truck erstellt“, so Tobey in Martz' unscheinbarer Hinterhof-Werkstatt beim Gespräch über die Geschichte einer Design-Kollaboration, die mittlerweile zu einer Flotte von 35 Treasure Trucks in 25 US und 7 britischen Städten gewachsen ist. „Ursprünglich wollte er sie alle mit der Hand malen.“
„Danke, dass du das verhindert hast“, sagt Martz. Beide lachen.
Martz entschied sich schließlich, seine handgezeichneten Entwürfe digital umzusetzen, als ihm klar wurde, dass er per Handzeichnung das Projekt nicht pünktlich fertigstellen konnte. Als er seine Entwürfe digitalisiert hatte, wurde ihm ein weiterer Vorteil klar.
„Amazon ließ mich machen. Ich konnte einfach tun, was ich wollte."
„Weil ich analog arbeitete, konnte ich nie zum Arbeiten in ein Café gehen, weil die Designs zu groß dazu waren“, sagt er. „Als ich anfing, digital zu zeichnen, kam ich aus dem Studio heraus.“
Martz war dennoch wichtig, dass die Designs keine digitale Ästhetik hatten und er „Ewigkeiten“ darauf verwenden musste, Pinselstriche auf dem iPad nachzuempfinden. Beim Anblick des Endprodukts hat sogar der Künstler selbst Probleme zu unterscheiden, wo die Treasure Truck-Designs digital erstellt wurden und wo er selbst Hand angelegt hat.
Das Treasure Truck Team achtete bewusst darauf, dass jedes Truck-Kunstwerk genau auf die lokalen Kunden zugeschnitten wurde und genau die Stadt, in der der jeweilige Truck eingesetzt wird, repräsentiert.
„Der Grund, warum alles am Ende so gut geworden ist, war einerseits die gute Art Direction und zum anderen einfach nur Glück für mich“, sagt Martz. „Amazon ließ mich machen. Ich konnte einfach tun, was ich wollte. Chris (Tobey) und ich haben uns regelmäßig getroffen, um uns abzustimmen. So habe ich normalerweise die Entwürfe am Vortag unserer Treffen gezeichnet, und dann haben wir gemeinsam die Designs überarbeitet.“
„Es war wirklich surreal, dabei zu sein, als der erste Lastwagen in Seattle enthüllt wurde“, sagt Martz. „Ich habe die Trucks in Austin und Portland erlebt, und meine Freunde in Nashville, New York und Minneapolis haben mir auch ihre örtlichen Treasure Trucks gezeigt. Mir gefallen besonders der Apfel aus New York und der Pfirsich aus Georgia, weil sie wie eigenständige Charaktere sind. Und das Design mit Hand und Rose aus Portland.“ Zu seinen weiteren Favoriten gehören Nashville, Indianapolis und Phoenix.
Egal ob nun ein Treasure Truck mit einer Menschenmenge drum herum, ein Vintage-inspiriertes Tattoo, Martz’ Daring Dames Künstlertagebuch oder seine Werke im öffentlichen Raum, die überall in Seattle sichtbar ist - Martz’ Kunst fällt auf.
„Meine Aufgabe ist, die Leute dazu zu bringen, ihre Handys zur Seite zu legen und stattdessen ihre Umwelt wahrzunehmen.“
Noch mehr Bilder von Martz seht ihr im Instagram-Profil von Treasure Truck.