Thomas, mein Herrchen, behauptet, ich sei der faulste und verschlafenste Hund der Welt. Dabei sollte er sich mal selbst an die Spürnase fassen: Jeden Morgen muss ich ihn wecken, damit er mit mir die Hütte verlässt und sich auf den Weg zu unserer Arbeit macht. An Wochenenden ignoriert er beharrlich meine Weckversuche: Wenn es nach mir geht, könnten wir jeden Tag arbeiten!
Die Arbeit ist ein toller Ort mit interessanten Gerüchen und 120 freundlichen Zweibeinern. Sie scheinen jede Menge Spaß dabei zu haben, Pakete herumzuschieben. Herrchen sagt, das sind Kundenbestellungen, die aus den europäischen Sortier- und Logistikzentren kommen. Sie werden bei uns entladen, auf die Zustellfahrzeuge sortiert und durch rund 350 Fahrer von Lieferpartnern an die Kundinnen und Kunden rund um Koblenz ausgeliefert.
Die meisten Zweibeiner in unserer Arbeit kennen mich – und ich erkenne sie dank meines untrüglichen Geruchssinns. Seltsamerweise verdecken sie die Hälfte ihrer Gesichter mit komischen Lappen. Ich schätze, sie schämen sich wegen ihrer mickrigen Nasen. Herrchen sagt aber, damit schützen sich die Menschen vor Corona-Erkrankungen. Deshalb riecht es auch an vielen Stellen nach Desinfektionsmitteln und man sieht die Zweibeiner auch nicht mehr in Rudeln herumstehen.
Für mich gilt aber kein Distanzgebot, ich begrüße jeden persönlich und lasse mich gerne mit Hundesnacks füttern. Eine meiner Hauptaufgaben bei Amazon sehe ich darin, das Futter der Zweibeiner sorgsam zu überwachen. Zu viel Wurst oder Fleisch ist bekanntlich ungesund für sie. Deshalb sorge ich dafür, dass sie mir etwas davon abgeben. Leberwurst mag ich übrigens am liebsten. Danach widme ich mich wieder der Aufgabe, die ich am zweitliebsten mag: schlafen.
Herrchen sagt, als Lieferhund hätte ich einige Schwächen, aber als Amazon Haustier sei ich unschlagbar. Alle würden mich mögen, vermutlich mehr als ihn. Ich glaube, das macht ihn sehr glücklich.