Die Architekten des Pariser Klimaabkommens und Mitbegründer des „Climate Pledge“ - einer unter anderem von Amazon mitbegründeten Selbstverpflichtung für Unternehmen, um die Zusagen des Pariser Klimaschutzabkommens bereits zehn Jahre früher zu erreichen - sprachen vor dem Tag der Erde mit uns über ihr neues Buch. In diesem skizzieren sie Veränderungen, die wir alle zur Bewältigung der Klimakrise vornehmen können und die in einer Welt, die von der Corona-Pandemie betroffen ist, besonders relevant sind.
„Sie können den Klimawandel als die größte Bedrohung sehen, der die Menschheit je gegenüber stand“, erklärt die Klimaexpertin Christiana Figueres, „oder wir können ihn als unsere größte Chance sehen. Wir können es uns nicht leisten, diese Chance zu verpassen."
Im Jahr 2015 führte Christiana in ihrer Rolle als Generalsekretärin des Sekretariats der Klimarahmenkonvention der Vereinten Nationen eine historische multinationale Bewegung an, um 195 Länder im Pariser Klimaabkommen zu vereinen - dem weitreichendsten globalen Klimaabkommen überhaupt. Mit der Unterstützung des Politstrategen Tom Rivett-Carnac gelang es Christiana, ein langfristiges Abkommen zu erarbeiten, das darauf abzielt, den globalen Temperaturanstieg in diesem Jahrhundert auf deutlich unter 2°C zu begrenzen.
Ein weiterer Schritt kam 2019, als Christiana und Toms Organisation Global Optimism sich mit Amazon zusammen schloss, um gemeinsam den Climate Pledge zu gründen.
Amazon wurde der erste Unterzeichner des Versprechens, das alle Teilnehmer dazu auffordert, bis 2040 in allen Geschäftsbereichen CO2-neutral (net-zero carbon) zu sein – ein Jahrzehnt vor der Zielmarke des Pariser Abkommens.
„Wir wollen bei diesem Thema nicht mehr nur Mitläufer sein. Deshalb haben wir uns entschlossen, die Größe und die Bandbreite unseres Unternehmens einzusetzen, um einen wirklichen Unterschied zu machen”, sagte Jeff Bezos, Gründer und CEO von Amazon, nach der Unterzeichnung des Klimaversprechens im September 2019. „Wenn ein Unternehmen mit so viel physischer Infrastruktur wie Amazon, das mehr als 10 Milliarden Pakete pro Jahr ausliefert, das Pariser Abkommen zehn Jahre früher erfüllen kann, dann kann das jedes Unternehmen.“
Christiana glaubt, dass Unternehmen in den nächsten zehn Jahren eine führende Rolle spielen werden. Im Gespräch über den Climate Pledge sagt sie, sie sei „begeistert gewesen, von Jeff Bezos angesprochen zu werden, als er seine Absicht erklärte, den Zeitplan für das Pariser Abkommen zu beschleunigen. Das war Musik in meinen Ohren. Indem wir uns ein ehrgeizigeres Ziel gesetzt haben, haben wir die Erwartungen an die Unternehmen auf der ganzen Welt erhöht und ein Loch in den Mythos des Unmöglichen gerissen“.
Tom erklärt, wie Unternehmen den Wandel anstoßen können: „Der Einfluss der Wirtschaft darf nicht unterschätzt werden. Manchmal ist es für Politiker schwierig, Ideen schnell umzusetzen. Aber Unternehmen können innovativ sein, sie können investieren, sie können Bäume pflanzen, und sie können die normativen Ideen ändern, die unsere Welt und unsere Wirtschaft definieren“.
Christiana und Tom haben ein neues Buch geschrieben, The Future We Choose: Surviving the Climate Crisis , mit einer optimistischen Botschaft, wie wir eine lebenswerte Zukunft für alle schaffen können, indem wir schnell handeln, zusammenarbeiten und eine positive Denkweise annehmen.
Zum Handeln inspiriert
Christiana wurde durch ihre Kindheit und Jugend in Costa Rica zum Engagement gegen den Klimawandel inspiriert. „In den Nationalparks meines Heimatlandes habe ich als Kind mit eignen Augen die herrliche Goldkröte beobachtet. Aber als meine Töchter in dem gleichen Alter waren, war diese fantastische Spezies verschwunden. Sie war durch vom Menschen verursachte Veränderungen in der Landschaft und einen Anstieg der globalen Temperaturen ausgestorben.“„Dieser Moment der Erkenntnis hat mich sehr geprägt. Mir wurde klar, dass ich meinen Kindern eine Welt hinterließ, die im Vergleich zu der, die ich geerbt hatte, ärmer war. Von da an widmete ich mein Leben dem Kampf gegen die Herausforderung des Klimawandels.“In den 2000er Jahren begann Christiana nach „einem herausfordernden, anderen Denkansatz“ als strategische Unterstützung zu suchen. Sie wurde Tom in New York vorgestellt, und die beiden wurden schnell Kollegen. „Mir wurde klar, dass er weder die Fähigkeiten noch die Erfahrung für diese Aufgabe hatte“, scherzt Christiana, „aber er hatte etwas viel Wichtigeres. Tom hat Mut, Klarheit im Denken und ist von ganzem Herzen von gemeinschaftlichem Handeln überzeugt“.Toms eigene Inspiration stammt von den Reisen um die Welt, die er als Kind mit seinem Vater, einem Petroleumgeologen, auf der Suche nach Öl unternahm. „Ich war mir den Schnittstellen zwischen Energie, Gesellschaft und Umwelt bewusst“, erläutert er. „Ich habe einige dieser Veränderungen aus erster Hand miterlebt und die zugrunde liegenden politischen und wirtschaftlichen Prozesse kennen gelernt, die zum Klimawandel geführt haben und die unsere Reaktion auf diesen beeinflussen werden.“
The Future We Choose: Die Zukunft, die wir wählen
Christiana und Tom haben gemeinsam The Future We Choose verfasst, weil sie glauben, dass wir in das einschneidendste Jahrzehnt der Menschheitsgeschichte eintreten.„Das klingt wie eine Übertreibung, ist es aber nicht“, erklärt Tom. „Bis 2030 müssen wir unsere derzeitigen Emissionen um die Hälfte reduziert haben, um den Klimawandel auf ein einigermaßen sicheres Ausmaß zu begrenzen“.
Das Buch umreißt drei Schlüsselbereiche. Erstens, was im nächsten Jahrzehnt auf dem Spiel steht und welcher Art von Zukunft wir gegenüberstehen werden, abhängig von dem Pfad, den wir einschlagen. Zweitens, wie wir alle unsere Einstellungen so anpassen können, dass sie uns helfen, eine optimistischere, positivere Rolle in diesem großen Umbruch zu spielen. Und schließlich die praktischen Schritte, die wir alle unternehmen können, um an diesem Veränderungsprozess mitteilzuhaben.
Christiana macht deutlich: „Wir haben es mit zwei möglichen Welten zu tun. Eine Welt des Zusammenbruchs und des Konflikts, der Überschwemmungen und Naturkatastrophen, die uns mehr beeinträchtigen werden, als wir es uns vorstellen konnten; eine Welt, in der die Hoffnung schwindet. Oder eine Welt, die erneuert und regeneriert wird, in der Wälder nachgewachsen sind und Städte erneuert werden, in der Ihre Kinder keine Angst haben, eigene Kinder zu bekommen.“
Die Koautoren leugnen nicht, dass die Herausforderung entmutigend sein mag, aber sie stimmen auch nicht der Vorstellung zu, dass wir bereits dem Untergang geweiht wären oder dass die Menschheit nicht in der Lage sei zu reagieren. „Tatsächlich ist das Gegenteil der Fall“, sagt Christiana. „Wir sind voll und ganz davon überzeugt, dass wir nicht nur das Schlimmste der Klimakrise durch eine Änderung unseres Denkens sowie die zehn in diesem Buch skizzierten Maßnahmen abwenden, sondern tatsächlich eine Welt schaffen können, die besser ist als die, die wir jetzt haben.
Gründe, optimistisch zu sein
Christiana und Tom wurden beide von ihren eigenen Kindern zum Handeln ermutigt, und sie sehen in der neuen Bewegung junger Menschen, die Maßnahmen gegen den Klimawandel fordern, eine wirksame Kraft für Veränderungen.
„Es ist großartig zu sehen, wie die jüngeren Generationen uns, die ältere Generation, zur Verantwortung ziehen“, erklärt Christiana. „Sie bringen eine andere Energie in das Thema ein - nicht zuletzt, weil diese jungen Menschen zukünftige Kunden, Mitarbeiter, Wähler und Erfinder sind. Wir alle können durch unser Geld über Produkte und Dienstleistungen, die wir kaufen, eine Entscheidung treffen. Wir sehen zunehmend, dass die jüngeren Generationen von Unternehmen und Regierungen einen höheren Standard verlangen. Nachhaltigkeitsversprechen sind für viele Bürgerinnen und Bürger nicht mehr verhandelbar. Das ist eine starke Triebfeder für Veränderungen“.
Toms Rat für diejenigen, die sich Sorgen um den Klimawandel machen, lautet erstens: „Werden Sie aktiv und beginnen Sie mit Ihrem eigenen Leben, indem Sie Ihre Ernährung anpassen, Ihre Emissionen zu Hause überprüfen und vielleicht auch Ihr Verkehrsmittel ändern. Wenn wir handeln, fühlen wir uns befähigt“. Zweitens wünscht er sich, dass die Leser das Buch weglegen, „mit einem erneuerten Gespür dafür, wie sinnvoll das Leben sein kann, wie wertvoll die Natur ist und dass wir jetzt gerade wirklich Einfluss ausüben können. In die Natur hinauszugehen ist eine großartige Möglichkeit, sich wieder mit der Welt um uns herum zu verbinden“.
Christianas Botschaft an die Leser ist nachdrücklich und pragmatisch: „Zukünftige Generationen werden auf diesen Moment der Geschichte zurückblicken und erkennen, dass wir an einem Scheideweg zwischen zwei möglichen Welten gelebt haben. Wir können uns nicht länger den Luxus leisten, uns angesichts dieser Herausforderung machtlos zu fühlen. Wir alle haben mehr Einfluss, als uns bewusst ist. Jetzt ist es an der Zeit, unsere Zukunft zu wählen“.
Der Tag der Erde wird jedes Jahr am 22. April gefeiert. 2020 jährt sich der Tag zum 50. Mal und fokusiert sich auf das Thema Klimaschutz.
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