Tatsächlich kommen Zaphiron, Gigawood und wie sie alle heißen aus seiner eigenen kleinen Werkstatt. Hier drechselt der Hobbyschreiner seine Helden aus Holz. „Vor ungefähr 18 Jahren habe ich damit angefangen, die Helden zu entwickeln, um ein Spielzeug für meinen Sohn zu haben, das nur aus Holz und Metall besteht, und nicht aus Plastik.“
„Jedes Kind sollte einen Helden haben. Nicht nur in der Fantasie, sondern auch wirklich, physisch."
Sohn Alexander Bochert erinnert sich, wie der Papa ihn zum Puzzeln brachte: „Ja, der hat mir da eine Kiste mit Einzelteilen hingestellt und hat zu mir gesagt, guck mal, was Du daraus bauen kannst. Und ich bin dann auf die Suche gegangen nach den verschiedensten Formen und Möglichkeiten, die Dinger zueinander zu kombinieren, und hab‘ mir selber die Aufgabe gestellt, für mich herauszufinden, was denn die perfekte Kombination ist, und bin dann am Ende bei den klassischen Action-Figuren gelandet.“
Also tüftelte Klaus-Martin Bochert an Zubehör wie Schwertern, Schilden und Schutzhelmen, vor allem aber an einem ganz eigenen System aus kugeligen Verbindungshölzern, das die Figuren gelenkig und stabil zugleich machte. Die Heldenfamilie wuchs. Die Begeisterung dafür auch. Und sie zog Kreise. Zuerst in der Familie, dann im Freundeskreis. Alle wollten sie einen Helden haben. Und so reifte in Vater und Sohn allmählich der Plan, damit die Spielwarenwelt zu erobern.
Seit zwei Jahren nun verkaufen sie ihr exklusives Spielzeug unter dem Dach ihrer gemeinsamen Firma „rewoodo GmbH“ in Gladbeck. Klaus-Martin in Vollzeit als Entwickler, Alexander in Teilzeit als Ideengeber und Geschäftsführer.
Jedes Kind sollte einen Helden haben.
„Unser Leitspruch ist: Für jedes Kind einen Helden.“ „Und da ist es im Grunde egal, ob es einer aus Holz ist oder eine echte Person. Aber jedes Kind hat ja in irgendeiner Form Vorbilder, Superhelden oder irgendwelche, die es sich vorstellt.“ „Und deshalb möchten wir, dass jedes Kind die Möglichkeit hat, einen Helden zu besitzen, egal, wie es drum herum aussieht“, erzählen die beiden Bocherts abwechselnd.
Die „Heldenmacher“ präsentierten ihr Start-Up erstmals auf der Spielwarenmesse in Nürnberg. Zunächst mit mäßigem Erfolg. Auch der eigene Online-Shop lief noch nicht rund. Es half nichts, dass der Vater ein erfahrener Vertriebler ist und der Sohn studierter Digitalisierungsexperte. Aber dann kam das KaDeWe, das berühmte „Kaufhaus des Westens“ aus Berlin, und kaufte „Gigawood“ und seine Helden-Kollegen als Highlights für das Weihnachtsgeschäft 2016. Zeitgleich mit diesem Image-Schub kam auch die Idee auf, über Amazon die Helden zu verkaufen. „Wir haben dann gesagt, zusammen mit Amazon können wir es schaffen“, erzählt Alexander Bochert. „Es hat keine drei Tage gedauert, da waren die ersten Figuren verkauft.“
Die Bocherts können sich jetzt ganz auf ihre Kernkompetenzen konzentrieren. „Ideen spinnen, entwickeln, das können wir gut“, sagen sie. „Aber was können wir nicht? Logistik! Wir haben keinen LKW, wir haben kein Lager. Wir können nicht innerhalb kurzer Zeit durch ganz Deutschland liefern. Das können wir einfach nicht. Und Amazon kann super für uns lagern und verschicken.“
Der Name ist Programm
Der Firmensitzt ist in Gladbeck, hergestellt werden die Helden aber im Bayerischen Wald. Die Produktion haben die Familienunternehmer von Anfang an ausgelagert. Denn nachhaltig und perfekt in Serie fertigen, das können Fachbetriebe besser. – Schließlich steht der Name „Rewoodo“ für Recycling, Wiederverwendbarkeit, und für Wood, Holz. Die Helden sind extrem langlebig. Sie kommen als Bausatz und ihre Teile lassen sich zu immer neuen Figuren zusammenbauen – und einzeln nachbestellen, falls einmal eines verlorengeht. Ihre Materialien – natürliches Buchenholz, schadstoffneutrale Edelstahlschrauben und wasserlösliche Farben – sind durch das Deutsche Institut für Normung (DIN) als unbedenklich zertifiziert. Da kennen die Bocherts keine Kompromisse. „Wir wissen genau, wo die Baumstämme herkommen, wo die Farben herkommen. Wir sind komplett schadstofffrei und wir legen sehr großen Wert drauf, dass wir gute Produkte in Deutschland produzieren“, versichert Klaus-Martin.
Auch die Namen der einzelnen Produkte stehen für die Mission ihrer Schöpfer. So wie sie den blauen „Zaphiron“ nach dem kostbaren Edelstein Saphir benannt haben, so möchten sie die Fantasie ihrer Kunden anregen, spielerisch eigene Geschichten zu ihren Helden zu erdenken. Und wenn die Puzzelei am Ende noch die feinmotorischen Fähigkeiten ihrer Fans verbessert, dann macht das Klaus-Martin richtig glücklich.
Ritterschlag für die Helden
Vater und Sohn Bochert, das sind zwei selbstbewusste und zugleich bodenständige, zielgerichtete Visionäre. Deshalb haben sie sich 2016 um einen Platz im Projekt „Unternehmer der Zukunft“ beworben, der gemeinsamen Initiative von WirtschaftsWoche und Amazon, die kleine Betriebe fit macht für den Online-Handel. Die beiden sind stolz, neben 22 weiteren Teilnehmern dabei zu sein. Wenn auch die Coachings durch erfahrene Amazon-Händler anspruchsvolle Arbeit sind, wie Klaus grinsend gesteht: „Da kommt dann jemand und sagt Dir, wie Du Dein Marketing besser machen kannst. Oder: ‚Mache mal hier und da etwas anders‘. Da sollte man schon den Rat annehmen und das mal ausprobieren.“ Alexander zieht sein Fazit so: „Die Coaches haben enormen Schub gebracht. Die wussten halt jeden Kniff, den es bei Amazon gibt. Wir hatten vorher zwei Bewertungen, jetzt sind wir schon bei 17 Bewertungen. Jetzt wissen wir, wie es geht und jetzt schieben wir das rüber auf die anderen Marktplätze in Großbritannien, Spanien, Italien, Frankreich“.
Seit Weihnachten 2016 ist Rewoodo mit den Helden aus Holz auch bei Launchpad vertreten, dem Amazon-Portal für Start-Ups, die damit ihre Bekanntheit steigern können. „Mit Launchpad bekommt man direkt einen kleinen Schub. Man ist da auf einer weiteren Seite, die viel besucht ist. Das lohnt sich schon deshalb, weil der Kunde dann viel besser versteht, was die Helden aus Holz sind“, strahlt Alexander.
Ein Held aus Holz besteht aus bis zu 145 Einzelteilen. Zu jedem Helden liefern die Bocherts eine detaillierte Bauanleitung, zwei Inbusschlüssel – und je eine maßgeschneiderte Geschichte zum Weiterspinnen. Dass ihre Helden nicht nur Kinder zum Schwärmen bringen, das empfinden die beiden „rewoodos“ als Ritterschlag: „Wir haben sogar Erwachsene, die die komplette Kollektion bestellt haben, weil sie so begeistert davon sind.“