Ein Pathologe und eine Zirkusdirektorin stehen auf der Bühne der Frankfurter Buchmesse und strahlen. In ihren Händen halten sie das, was sich viele Autoren wünschen: einen Preis, der ihre Arbeit würdigt. Amazon hat in diesem Jahr gleich zwei Schriftsteller für ihre Arbeit im Selbstverlag gewürdigt: Der Storyteller Award für Selfpublishing ging an Mira Valentin. Mit ihrem kreativen Schreibstil und Themen, die in andere Welten entführen, fiel sie allen Jurymitgliedern besonders positiv auf. Ebenso Toralf Sperschneider, der den Storyteller X Preis für die Originalität des Themas sowie deren außergewöhnliche Umsetzung erhielt. Beide Gewinner nahmen auf der von Nazan Eckes moderierten Verleihung den Preis entgegen – und dabei gab es sogar Freudentränen.
Schon als Jugendliche eine fantasievolle Autorin
Gerührt war vor allem die Preisträgerin des Storyteller Awards: Mit zwölf Jahren wollte Mira Valentin ihre erste 35-seitige Geschichte über Außerirdische veröffentlichen. Mit 15 Jahren hat sie diese sogar einem Verlag angeboten. „Ich werde Autorin, Mama“, erklärte sie damals selbstbewusst ihrer Mutter. Die riet ihr dann, erstmal Journalistin zu werden: „Damit kannst du wenigstens Geld verdienen und alles Weitere sehen wir dann.“ Fantasie und Kreativität hatte sie immer und trainierte sie stetig weiter. Auch jetzt trifft sie sich manchmal mit anderen Autoren zum Kreativpool. Zusammen denken sie sich in wenigen Minuten eine Geschichte aus. Einer fängt an, eine Figur vorzustellen, der andere hat eine Idee dazu und immer so weiter. „Das kann dann sogar die Grundlage für ein neues Buch werden.“
Cosplay als Selbstvermarktung
Mit ihrem Buch: „Der Mitreiser und die Überfliegerin“ hat es Mira Valentin erfolgreich in die Selfpublisher Szene geschafft. Tatsächlich ist sie hauptberuflich Journalistin für Jugend-, Frauen- und Pferdezeitschriften geworden. Das Schreiben im Selbstverlag ist für sie die perfekte Ergänzung. Ihr Gewinner-Buch fällt aus der Reihe ihrer schon veröffentlichten Fantasyliteratur, da es auch Elemente eines Jugendbuches enthält – ein „Hybrid-Genre“ Es lässt sich nicht direkt einordnen. „Die Chance so etwas zu publizieren, bietet z.B. das Selfpublishing-Angebot von Amazon“, weiß die 40-Jährige. Im Selfpublishing kann sie ihrer Fantasie und Kreativität freien Lauf lassen. Wie wichtig das für sie ist, sieht man an den unterschiedlichen Kostümen, in denen sie auf Lesungen und Veranstaltungen auftritt. Diesen Trend aus Japan nennt man Cosplay. Für die diesjährige Buchmesse ist Mira Valentin in das Kostüm der Zirkusdirektorin aus ihrem neuen Roman geschlüpft. Die Kostüme sind Teil ihrer erfolgreichen Selbstvermarktung. Und sogar ihre Fans machen dabei mit, im Publikum des Storyteller Awards waren gleich eine ganze Reihe Figuren aus ihrem aktuellen Roman wiederzufinden.
Mit Fantasie den Lesern Mut machen
Mit dem Thema ihres Buches hat Mira Valentin den Nerv vieler Leser getroffen und sie regelrecht verzaubert. Die Romanfigur Milan (der Mitreiser) findet durch die Trapezkünstlerin Julie (die Überfliegerin) nach einem Schicksalsschlag und einer depressiven Phase einen neuen Sinn im Leben, einen neuen Blickwinkel auf die Welt. Ist es Magie, die ihn in die Welt des Zirkus‘ geführt hat oder einfach nur das Leben? Sich den Herausforderungen des Lebens zu stellen und andere Wege zu gehen, verlangt von Milan eine Menge Mut. Durch Mira Valentins bildlichen Schreibstil wird es dem Leser leicht gemacht, in eine geheimnisvolle andere Welt einzutauchen und andere Perspektiven einzunehmen. Die in dem Buch vorkommenden geheimnisvollen „Vertreter“ rauben den Menschen Kreativität und damit letztendlich die Freiheit eines selbstbestimmten Lebens. Gerade das ist der Autorin in ihrem Leben so wichtig. Denn ihre Welten entstehen durch ihren freien Geist. Auf dem Pferd oder zu Fuß streift sie durch die hessischen Wälder und lässt sich für neue Geschichten inspirieren.
Zutaten für erfolgreiches Schreiben im Selbstverlag
„Ich brauche ein Kopfkino, um erfolgreich zu schreiben. Das heißt, dass ich die Geschichte, an der ich gerade arbeite, als Kinofilm sehe. Wie riecht es gerade, was ist im Detail noch in dieser Szene zu sehen? Wie fühlt sich die Figur in dem Umfeld? Dadurch tauche ich ganz in die Welt meiner Figuren ein.“ Gerade das macht ihren lebendigen, unmittelbaren Schreibstil aus. Selber nennt sie sich einen „discovery writer“, der beim Schreiben noch die Geschichte erfindet und dabei ständig Neues entdeckt.
Mira Valentin ist die geborene Selfpublisherin. Sie macht die Dinge gerne selber und gibt da ab, wo andere es besser können. Wenn es z.B. um das Veröffentlichen ihres Buches geht, beschäftigt die Autorin ein 5-köpfiges Team: Lektorin, Korrektorin, Cover-Designerin, Setzerin und Illustratorin. Ohne die Unterstützung dieses Teams kann ein Buch ihrer Meinung nach nicht erfolgreich vermarktet werden. Und sie tauscht sich in der Szene mit Kolleginnen und Kollegen aus. „Es ist ganz wichtig, dass man sich mit Gleichgesinnten trifft, um in dem Business erfolgreich zu sein“, sagt Mira Valentin und nimmt den Preis im Geiste auch für all die anderen Autoren und Autorinnen im Selbstverlag an.
Mit Originalität zum Erfolg: Toralf Sperschneider gewinnt den neuen Kindle Storyteller X Wettbewerb 2017
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Der Storyteller X Award ist der neue Preis für außergewöhnliche Texte, besonderen Umgang mit Sprache und Originalität des Stoffes. Der Storyteller X steht für Geschichten sowie Autorinnen und Autoren, die quer denken. Die Juroren haben sich in dieser Kategorie für Toralf Sperschneiders Titel Kleine Kreise: EGOismen entschieden, da es das experimentierfreudigste Buch unter den Finalisten war. Auch die Form wie es geschrieben wurde, ist neu und experimentell.
Der X Faktor seines Buches
Die Kurzfassung des Buches könnte folgendermaßen lauten: grotesker Tod gegen Vielfalt des Lebens. Auch das Buchcover versteht man erst, wenn man das ganze Buch gelesen hat. Der Autor selbst fasst es so zusammen: „Das Buch ist im Kreis lesbar. Man liest sozusagen ein Buch in einem Buch. Echt ist nur der Prolog, aber die Themen kommen aus meiner Gefühlswelt“. Allein die Beschreibung des Inhalts ist originell und lässt Fragen offen.
Doch nach ein paar Seiten wird es klarer: In einem Stadion kommt es zu einem Sportunfall mit Todesfolge. Aber war es wirklich nur ein Unfall? Ein Ich-Erzähler schlängelt sich in kleinen lebendigen Kreisen durch die Lebensepisoden von sechzehn Personen und setzt so nach und nach das Puzzle einer tödlichen Inszenierung zusammen. Während des Lesens taucht immer wieder die Frage auf: Was hat das mit dem Sportunfall zu tun? Aber das wird erst beantwortet, wenn man das ganze Buch gelesen hat. Gerne auch im Kreis.
Der Pathologe, der Schicksalsschläge in Kreativität umwandelt
Der Mann, der sich die außergewöhnliche Erzählung ausgedacht hat, heißt Toralf Sperschneider. Kreativität und originelle Ideen hatte er schon als Kind. Damals schrieb er Gedichte und Bildergeschichten ganz für sich. „Bücher schreiben, kreativ zu sein, das ist meine Form, Schicksalsschläge zu verarbeiten“ sagt Toralf Sperschneider, der beide Eltern früh verloren hat und heute vom Beruf Pathologe ist. Ob sein Beruf (mit)ausschlaggebend dafür war, über die Thematik Selbstmord und seine Auswirkungen zu schreiben? „Nicht direkt, aber bei mir muss anscheinend viel raus“, sagt der offene und humorvolle Autor schmunzelnd. Als Mediziner vermisst er die Kreativität, denn dort wird meist Wissen abgerufen. Das Schreiben dient ihm als Ventil und als Erholung vom Pathologenberuf.
Selfpublishing als kreative Plattform
„Beim Selfpublishing kann ich mir meine Freiheit bewahren, genau über die Themen zu schreiben, die mir am Herzen liegen.“ Bei dem Thema seines neuen Buches wusste Toralf Sperschneider nicht, welchen Auszug er den Verlagen schicken sollte, da es sich nicht in ein Genre einordnen ließ. Toralf Sperschneider liebt am Selfpublishing die Freiheit, das zu kreieren, was er möchte. „Auch die wirtschaftliche Unabhängigkeit finde ich wichtig“, ergänzt er. Für originelle und leidenschaftliche Self-made-Autoren wie Toralf Sperschneider bietet das Selfpublishing Vorteile und ein kreatives Ventil.